Abschiedsrede, Abschied nehmen - Trauerreade - bei Anja Bohn, Berlin zwischenzeilen.com

Ein kurzer Filmbeitrag. 

Abschied nehmen – wenn die Worte fehlen…

Abschied nehmen: Mit der Trauerrede versagt die Stimme, Worte reihen sich ohne Sinn aneinander – und was Sie über den Verstorbenen* sagen möchten, kommt Ihnen nicht über die Lippen. Es stellt sich ein flaues Gefühl in der Magengegend ein, wenn Sie nur darüber nachdenken, dass Sie Abschied nehmen müssen von dem Menschen, den Sie lieben.

„Die Oma war so. Die Mama war aber anders.“ Und dabei handelt es sich um dieselbe Person.

Meine Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass ich für die Trauerrede den „ganzen Menschen“ aus allen Blickwinkeln und Perspektiven betrachte, über den ich in der Abschiedsrede die letzten Worte sagen werde. Dazu ist es wichtig, ein umfassendes Bild zu erhalten. Sie als Angehörige oder Freunde kennen den Verstorbenen am besten und können aus Ihrer Sicht auch einiges berichten. Ob der Verstorbene sich allerdings auch so gesehen hat?

Nimmt neben der Empathie Platz: Professionalität.

Meine Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass das Leben des zu verabschiedende Menschen viel mehr Facetten aufweist als die Angehörigen zunächst vermuten. Die Fragen, die mich bewegen, umfassen seinen Lebenslauf ebenso wie seine Haltung zum Glauben oder zur Religion. Was und wer war ihm wichtig, was hat ihn beschäftigt und was hat ihn so einzigartig gemacht? Welche Erinnerung soll bleiben?

Es kommt nicht nur darauf an, was gesagt wird.

Das Leben eines Menschen besteht nicht nur aus seiner Schokoladenseite. Manche Abgründe zeigen ihre ganze Tiefe erst mit dem Tod. Wenn beispielsweise zerstrittene Familienangehörige gemeinsam Abschied nehmen müssen – oder ein Familienmitglied so in Ungnade gefallen ist, dass die Teilnahme die gesamte Beisetzung sprengen kann.

Im Vorfeld zu wissen, welche Gefühlslagen aufeinandertreffen können, hilft sehr. Gemeinsam mit Ihnen erarbeite ich alle relevanten Elemente und lasse die Beteiligten, die Erwähnung finden sollen oder müssen, teilhaben auf dem letzten gemeinsamen Weg. Der Verstorbene bleibt immer im Mittelpunkt – und jeder kann den Platz rundherum einnehmen, den er sich aussucht.

Letzte Worte sind so wichtig, sie prägen die Erinnerung, die nach den verschiedenen Phasen der Trauer Einzug in unseren Herzen hält. 

Bleibende Zeichen setzen. Mit zwischenzeilen.

 


*Ich habe mich für die männliche Form bei der Zuordnung des Geschlechts meiner Internet-Beiträge entschieden. Gerade als Frau weiß ich um die Sprengkraft dieser Wahl, möchte es jedoch den Familienangehörigen und Freunden so einfach wie möglich machen, meine Gedanken zu lesen. Ausschließlich aus Gründen der Lesbarkeit stelle ich meine Worte in dieser Ausnahmesituation nur in einer Anredeform bereit. Selbstverständlich meine ich mit „der Verstorbene“ auch „die Verstorbene“. Ich bitte um Ihr Verständnis.